Brackenheim macht ernst beim Klimaschutz
Vorlauf
Seit 2003 werden Bilanzierungen der Energieverbräuche der städtischen Liegenschaften durchgeführt, seit 2007 durch das Zentrale Gebäudemanagement ein Energiebericht angefertigt. Im Jahr 2010, bei der letzten Fortschreibung des Stadtentwicklungsplanes, haben dann Gemeinderat und Stadtverwaltung den Klimaschutz als wichtiges Ziel festgeschrieben.
Klimaschutzkonzept
Deshalb wurde in einem ersten Schritt die Entwicklung eines kommunalen Klimaschutzkonzeptes angestoßen, das dann in den Jahren 2013 und 2014 mit Förderung durch das Bundesumweltministerium (Förderkennzeichen 03KS2840) durch die Universität Hohenheim erstellt und im Juni 2014 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Das Konzept bezieht sich auf die Jahre 2005 bis 2009, da durch die Stadt für diesen Zeitraum verlässliche Daten zur Verfügung gestellt werden konnten. Für alle öffentlichen Liegenschaften (Straßenbeleuchtung, Gebäude, Wasserversorgung, Abwasserentsorgung) lag danach der Stromverbrauch in 2009 bei 3.702 MWh und der Heizenergiebedarf (Heizöl, Erdgas) bei 5.203 MWh, woraus sich eine CO2-Emission im Jahr 2009 von 3.320.000 kg oder 3.320 t errechnet.
2009: Städtischer Stromverbrauch von 3.702.000 kWh oder 3.702 MWh (= 5,35 % des Gesamtstromverbrauchs) durch
Straßenbeleuchtung: 1.264.000 kWh
öffentliche Gebäude: 905.000 kWh
Elektro-Heizungen: 33.000 kWh
Wasser- und Abwasserpumpen: 1.500.000 kWh
2009: Der Gesamtstromverbrauch Brackenheims (inkl. Privathaushalte, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen, Handwerk und Industrie) betrug, berechnet auf Grundlage der Konzessionsabgabe, rund 69.150 MWh und die CO2-Emissionen damit gut 40.100 t.
Klimaschutzmaßnahmen
Zur Senkung der CO2-Emissionen wurden auch im Rahmen der Akteursbeteiligung (Bürgerworkshops) die folgenden Maßnahmen identifiziert, deren Reihenfolge hier dem Klimaschutzkonzept entnommen wurde:
- Ergänzende Maßnahmen zum bestehenden ÖPNV-Angebot (z.B. Stellplätze)
- Optimierung des ÖPNV (Fahrplananpassungen, Direktanbindungen VVS, Reaktivierung Zabergäubahn, Busanbindung Schwaigern zum Anschluss an die S4)
- Anschaffung von Dienstfahrrädern
- Anschaffung eines E-Car als Dienstfahrzeug
- Aufbau einer Biogas-Infrastruktur mit zwei Dienstwagen und Tankstelle
- Optimierung der Rad-Infrastruktur
- Nachhaltige Stadtentwicklung (Energiekonzept für öffentliche Gebäude, Einsatz umweltfreundlicher Techniken, Zertifizierung nach ISO 50001 als klimaschutzfreundliche Stadt, Einführung kommunales Energiemanagement, Teilnahme und Zertifizierung am European Energy Award EEA)
- Klimaschutzorientierte Beschaffung und Verwaltung (u.a. Umstellung des städtischen Strombezugs auf Ökostrom)
- Erstellung eines Solarkatasters und Einrichtung eines Klimaschutzzählers am Rathaus
- Initiierung von BHKW-Genossenschaften und Contractingmodellen
- Förderung der Sanierung von Elektroheizungen
- Einrichtung von Bürgerstadtwerken
- Thermografische Schwachstellenanalyse bei Neu- und Altbauten
- Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit (Information von Bevölkerung und Handwerk, Schule und Kindergarten, Industrie und Verwaltung, KlimaTisch, Tag des Klimaschutzes)
- Raumplanung zum nachhaltigen Umgang mit Flächen ("Nettonullprinzip") zur Reduzierung des Flächenverbrauchs (Baulückenkataster, u.a. Förderung von Fassaden- und Ortsrandbegrünung)
- Aufbau Unternehmerkreis für Klimaschutz
- LED-Analyse und -Umrüstung in allen Sektoren mit Hilfe eines Sponsoring-Modells
Ob diese Maßnahmen tatsächlich alle sinnvoll und auch umsetzbar waren, sollte die Arbeit des Klimaschutzmanagers zeigen (Arbeitsbeginn war am 01.04.2015), der u.a. einmal jährlich den städtischen Energiebericht veröffentlicht. Aktuell steht er für das Jahr 2018 als Download zur Verfügung.
Nachhaltige Beschaffung
Am 17.12.2020 hat der Gemeinderat beschlossen, dass bei der Stadtverwaltung Brackenheim künftig vorrangig Produkte aus nachhaltiger Produktion und fair gehandelte Produkte der gegenüber konventionellen Produkten beschafft werden. Nachhaltig zu beschaffen bedeutet, Produkte und Dienstleistungen zu beziehen, die geringere negative Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft haben als vergleichbare Produkte. Deswegen sollen im Rahmen des Möglichen ausschließlich nachhaltig produzierte Produkte mit einem geringen Ressourcenverbrauch bezogen werden. Außerdem sollen Produkte des fairen Handels bevorzugt werden.
Bei der Beschaffung von nachhaltigen Produkten wird dabei der komplette Lebenszyklus berücksichtigt unter anderem auch die Lebenszykluskosten. Um auch die Verkehrswege zu reduzieren, sollen regionale Produkte bevorzugt werden, soweit dies das Vergaberecht zulässt. Außerdem ist bei Lieferungen und Dienstleistungen ein hoher Anteil an recycelt erschaffenen Produkten anzustreben (bspw. Papier, Kunststoff-Produkte). Um den Ressourcenverbrauch weiter zu minimieren, sollen, soweit möglich, Nachfülllösungen genutzt werden. Produkte aus fairem Handel erfüllen darüber hinaus die Vorgaben der ILO-Kernarbeitsnormen.