Und der Klimagewinner ist: Die Roteiche
Die Roteiche ist Baum des Jahres 2025 und ein Zukunftsbaum unseres Waldes
Neu am Baumspazierpfad: die Roteiche. Im Bild v.li.: Susanne Blach, Lukas Georgi, Matthias Kühner, Horst Hönnige und Bürgermeister Thomas CsaszarSpätestens im Herbst lässt sie sich mühelos von ihren heimischen Verwandten unterscheiden - dann, wenn ihre spitz gelappten Blätter sich satt rot verfärben und eine Ahnung vom „Indian summer” bei uns verbreiten: die Roteiche, Quercus rubra, der Baum des Jahres 2025. Gleich zwei Veranstaltungen hat man ihr am 25. April, dem Tag des Baumes, in Brackenheim gewidmet.
„Stark wie ein Baum” singen die Jungen und Mädchen aus den Kindergärten Burghalde und Botenheim am späten Vormittag vor vielen Gästen hinter dem Bürgerzentrum und dürfen dann auch noch mit großer Begeisterung zur Schaufel greifen. Bereits zum 24. Mal in Folge feiert man den frisch gepflanzten jungen Baum des Jahres, in diesem Jahr gespendet von Weinbaumeister Matthias Kühner. Diesen Tag in Deutschland eingeführt hat im Jahr 1952 Theodor Heuss, der den Wald nach den Verheerungen des Krieges als gefährdet gesehen habe, sagt Bürgermeister Thomas Csaszar in seiner Begrüßung und geht auf die Bäume als „wertvoller Bestandteil unserer Umwelt” ein, auf die Rolle des Waldes in unserem kulturellen Bewusstsein sowie auf die Symbolik der Eiche im Besonderen. Lukas Georgi, Leiter des Forstreviers Zabergäu, erläutert die Vorzüge des im Osten Nordamerikas beheimateten Baumes gerade im Hinblick auf den Klimawandel und auf längere heiße Trockenphasen.
Interessant und unterhaltsam - Dr. Helmut Netters ausführlicher Vortrag über die Roteiche und ihre hiesigen VerwandtenAm Abend lädt der NABU zu einem Vortrag über die Roteiche ins Theodor Heuss Museum ein, wo der Vorsitzende Adolf Monninger zur Begrüßung auf eine Pressemitteilung des Landwirtschaftsministeriums verweist. Der 25. April ist nicht nur der Tag des Baumes, sondern auch der Streuobstwiese. In Baden-Württemberg macht der Baumbestand fast 38 Prozent der Bodenfläche aus - artenreiche Lebensräume und unersetzbares Kulturgut. Mit seinem lebhaften und interessanten Vortrag mit einer umfassenden Präsentation, in dem er auf viele Aspekte des „Klimawandelbaums” Roteiche eingeht, begeistert Dr. Helmut Netter die Gäste, vor allem auch durch den Vergleich mit der bekannten Stiel- und Traubeneiche.
Der anpassungsfähige Baum der Nordhalbkugel, ein „gewollt invasiver Baum”, besitzt wertvolle Eigenschaften für eine Zukunft als wichtiger Bestandteil unserer Wälder. 1691 in die Schweiz als Parkbaum eingeführt, gedeiht er in verschiedenen Lebensräumen. Das tiefe Pfahlwurzelsystem mit Seitenwurzeln versorgt ihn auch in trockeneren Phasen mit Nährstoffen. Der extrem schnell wachsende, relativ anspruchslose Baum verträgt auch große Kälte, nur auf Kalk und Ton gedeiht er nicht. Säurehaltige Substanzen in seinen Blättern verhindern Brände, und selbst nach einem Großbrand treibt er sehr schnell wieder aus. Gegen Krankheiten und Schädlinge ist er resistenter als seine hiesigen Verwandten. Das schön gemaserte Holz der Roteiche bietet sich an für Möbel, jedoch nicht als Baumaterial für den Außenbereich. Die Wasserkanäle verschließen sich nicht, wodurch es rissig werden kann. Auch für Barriquefässer ist es ungeeignet, verleiht jedoch Whisky die rauchige Note. Der „Lichtbaum” - sein schnelles Wachstum erfordert viel Sonne - ist bei uns bestens integriert, gehört mittlerweile zum festen Bestand und kann sogar mit anderen Eichen Hybride bilden.
Helga El-Kothany