Integrationsmanagement: Zusammenarbeit zwischen Brackenheim und Cleebronn gestartet
Bereits im Dezember wurde die entsprechende Vereinbarung unterzeichnet, seit Januar läuft die Zusammenarbeit: Bis mindestens 2029 übernimmt das Integrationsteam der Stadt Brackenheim die Betreuung von Geflüchteten in der Anschlussunterbringung in Cleebronn.
George Al Salek ist seit rund vier Monaten Integrationsmanager in der Heuss-Stadt und ist vor rund zehn Jahren selbst aus Syrien geflüchtet. Er bietet nun montags und mittwochs regelmäßige Sprechstunden im Bürgerhaus „Alte Schule“ in Cleebronn an. Bisher lag das Integrationsmanagement für Cleebronner Geflüchtete in der Obhut des Landratsamts Heilbronn. Aufgrund der räumlichen Nähe und verschiedener Synergieeffekte hatte sich der Cleebronner Gemeinderat im vergangenen Jahr jedoch einstimmig für eine Zusammenarbeit mit Brackenheim ausgesprochen. „So bleibt weniger Zeit auf der Strecke, die Erreichbarkeit wird verbessert und der direkte Kontakt wird gefördert“, betont Cleebronns Bürgermeister Thomas Vogl beim Pressegespräch am vergangenen Mittwoch.
Zudem verfügt das Brackenheimer Integrationsteam mit drei Integrationsmanagern und der Integrationsbeauftragten Mirjam Brennecke nicht nur über langjährige Erfahrung, sondern auch über ein gutes Netzwerk, um Geflüchteten gut und schnell weiterhelfen zu können. In Brackenheim werden derzeit rund 270 Geflüchtete durch das Team betreut. „Im letzten Jahr haben wir rund 3.200 Beratungsgespräche geführt“, betont Mirjam Brennecke. Die Klientinnen und Klienten kommen im Schwerpunkt aus der Ukraine, aus Syrien und Afghanistan.
Die Kooperation zwischen Brackenheim und Cleebronn ist kein Neuland. Auch in anderen Bereichen pflegen beide Kommunen bereits eine enge Zusammenarbeit. „Wir arbeiten unter anderem bei der Bauleitplanung, beim Zweckverband Wirtschaftsförderung Zabergäu, im Tourismus sowie bei der Wasser- und Abwasserversorgung zusammen“, erläutert Bürgermeister Thomas Csaszar.
Und das neue Angebot wird von den 50 Geflüchteten in Cleebronn schon kurz nach dem Start gut angenommen. „Wir spüren bereits, dass es sich herumspricht“, unterstreicht Bürgermeister Thomas Vogl. Zumal mit Georg Al Salek ein kompetenter Ansprechpartner mit viel persönlicher Erfahrung zur Verfügung steht. Er ist Jurist und spricht deutsch, syrisch, englisch sowie aramäisch, alternativ erfolgt die Kommunikation über eine Übersetzungsapp. Zudem kann er natürlich auf seinen eigenen Erfahrungsschatz zurückgreifen und Ratschläge aus erster Hand geben.
Als eine bedauerliche Entwicklung bezeichnen beide Bürgermeister die gekürzte Landesförderung der Kommunen. Die jährliche Förderung der Integrationsarbeit in Brackenheim wurde im vergangenen Jahr von früher 120.000 Euro auf jetzt nur noch 68.000 Euro reduziert. Dies entspricht etwa einem Drittel der anfallenden Personalkosten. Cleebronn erhält jährlich rund 16.000 Euro für die Integrationsarbeit. Die fehlende Finanzierung ist auch der wesentliche Grund, warum andere kirchliche Träger und Wohlfahrtsverbände die Integrationsarbeit in den letzten Monaten zurückgefahren oder gar eingestellt haben. So fällt beispielsweise das Angebot der Migrationsberatung für Erwachsene bei der Diakonie weg. Für die Integrationsarbeit sind jedoch genau diese Angebote, auch von anderen Regeldiensten zentral, wenn es um die Begleitung der Menschen geht.
So unterstreichen sowohl Csaszar als auch Vogl die hohe Bedeutung dieser Arbeit für eine gelingende Integration und sind daher froh, dass sich auch die beiden Gemeinderäte trotz der zurückgegangenen Förderung klar zu dieser Aufgabe bekannt haben.
Dankbar zeigt sich die Integrationsbeauftragte Mirjam Brennecke, dass im Frühjahr zwei Integrationskurse in Zusammenarbeit mit dem Bildungspark Heilbronn vor Ort im ehemaligen Brackenheimer Krankenhaus stattfinden können. Einer richtet sich vor allem an Eltern und findet am Vormittag statt, der andere Kurs ist ein sogenannter Zweitschriftlernkurs, der neben dem Erwerb der deutschen Sprache das lateinische Alphabet zum Schwerpunkt hat. Leider sind jedoch auch hier die Zukunftsperspektiven nicht rosig. Da die Bundesgelder gestrichen wurden, können keine Wiederholungsstunden und voraussichtlich auch keine Elternintegrationskurse mehr stattfinden. „Insbesondere für die sprachliche Integration der Geflüchteten ist das eine Katastrophe“, so Brennecke.