Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft
Traditionell wird der Volkstrauertag in Brackenheim mit einer Gedenkstunde begangen. In diesem Jahr fand die zentrale Gedenkfeier auf dem Friedhof in Haberschlacht statt. Rund 40 Bürgerinnen und Bürger nutzen die Gelegenheit, um gemeinsam im hektischen Alltag innezuhalten und den Toten sowie Vermissten von Krieg und Gewaltherrschaft zu gedenken. Der Volkstrauertag hat in den vergangenen Jahren durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sowie die Terrorangriffe der Hamas auf Israel leider zusätzliche Aktualität erfahren. Zum Abschluss der Gedenkveranstaltung legte Bürgermeister Thomas Csaszar gemeinsam mit Pfarrer Carsten Waiß und der VdK-Vorsitzenden Karin Krüger einen Kranz auf dem Friedhof in Haberschlacht nieder. Das geistliche Wort sprach Pfarrer Carsten Waiß. Der Posaunenchor Brackenheim unter der Leitung von Evi Grill setzte der Veranstaltung einen würdigen Rahmen.
Als der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Jahr 1919 vorschlug, einen Volkstrauertag einzuführen, ging es damals vor allem darum, die im Ersten Weltkrieg gefallenen deutschen Soldaten, deren Grabstätten sich oftmals weit entfernt von ihren Heimatorten befanden, zu betrauern und ihrer zu gedenken.
Seit den 1950er-Jahren ist dieser Volkstrauertag dem Gedenken an die Kriegstoten und an die Opfer von Gewaltherrschaft nicht nur aus Deutschland, sondern aller Nationen gewidmet. Unter dem Eindruck der Verbrechen des zweiten großen Krieges, der von deutschem Boden ausging, und der zahllosen Opfer entstand das Leitmotiv, mit diesem Tag zur „Versöhnung über den Gräbern“ beizutragen.
„Der Frieden als eines unserer wertvollsten Güter ist längst nicht mehr selbstverständlich“, brachte Bürgermeister Thomas Csaszar zum Ausdruck. Es scheine vielmehr oftmals so, als ob Menschen und Gesellschaften nichts aus der furchtbaren Geschichte gelernt hätten.
Die Hoffnungen auf immerwährenden Frieden, auf das „Ende der Geschichte“ nach dem Kalten Krieg haben sich leider nicht erfüllt. Dabei sind in den Jahrzehnten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs viele positive Entwicklungen geschehen, allen voran die Europäische Einigung und die Deutsche Wiedervereinigung. Ein herausragendes Beispiel für eine Versöhnung sei, so Csaszar, das heutige Verhältnis zwischen Frankreich und Deutschland. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hätte sich wohl niemand vorstellen können, dass es heute mehr als 2.200 Städtepartnerschaften, mehr als 3.000 universitäre Kooperationen sowie Millionen von persönlichen Freundschaften zwischen den einstigen „Erbfeinden“ gibt – auch in Brackenheim mit den Freundinnen und Freunden aus Charnay-les-Macon oder der Freundschaft zwischen dem Stadtteil Neipperg und dem französischen Marsan.
Der Volkstrauertag richtet daher den Blick nicht „nur“ auf die Vergangenheit, er diene nicht allein der Trauer um die zahlreichen Toten, dieser Gedenktag betrifft darüber hinaus auch die Zukunft und gibt uns einen konkreten Handlungsauftrag mit auf den Weg. „Der heutige Tag ist eine Verantwortung für uns sowie für die kommenden Generationen und eine Mahnung an uns alle: Wir dürfen nicht nachlassen, uns für eine Welt einzusetzen, in der Friede, Toleranz, Respekt und Menschlichkeit herrschen“, betonte Bürgermeister Thomas Csaszar und forderte dazu auf: „Lassen Sie uns gemeinsam für Frieden, für Demokratie und Freiheit, für Menschenrechte und Menschenwürde einstehen. Ein „Nein“ zu Krieg, Terror und Gewaltherrschaft ist ein „Ja“ zum Leben und seiner Vielfalt".