Zur Geschichte des Bürger–Bräu–Brackenheim (BBB) und das Ende einer über 100-jährigen Brautradition
Die einstmals weit über unsere Gegend hinaus bekannte Brackenheimer Brauerei mit ihrem beliebten Bier nahm ihren Anfang 1871, als der damals 22-jährige Carl Schmidt, ältester Sohn des Adlerwirts in Gemmingen, die an der Straße nach Botenheim gelegene Brauerei mit Gastwirtschaft erwarb (heute Theodor-Heuss-Str. 15). Es handelte sich um eine Hausbrauerei, eine von fünf Kleinstbrauereien in der damaligen Oberamtsstadt. Drei Jahre später heiratete der junge Badener die Brackenheimerin Karoline Rennstich; 1887 erwarb er die württembergische Staatsbürgerschaft. Zielstrebig baute Carl Schmidt das kleine Unternehmen auf. 1888 legte er dem Gemeinderat einen Plan vor zur Vergrößerung seines Wohn- und Wirtschaftsgebäudes, an das damals schon eine Kegelbahn angebaut war. Mit Hilfe seiner sechs Söhne Carl, Hermann, Albert, Emil, Friedrich und Wilhelm und den beiden Töchtern Frieda und Emma wurde neben der Brauerei und der Gastwirtschaft noch eine Landwirtschaft betrieben. Nach Eröffnung der Zabergäubahn 1896 kam noch der Gasthof „Zur Eisenbahn“ hinzu. (Das Gebäude in der Gaswerkstraße 3 gelangte später an Fabrikant Oskar Fischer, der es in eine Villa umbaute.)
In seinen letzten Lebensjahren war der Firmengründer gesundheitlich angeschlagen. Er starb am 19. Februar 1908 wohl an einem Herzleiden: „besonders viel Bangigkeit des Herzens“ ist der Grabrede von Stadtpfarrer Böhringer zu entnehmen. Schon 1901 hatte Carl Schmidt jr., ausgebildet an der Wormser Brauereischule, die technische Leitung des Betriebs übernommen. Im Ersten Weltkrieg wurden Hermann und Wilhelm Schmidt eingezogen. Wilhelm fiel 1914 in Frankreich, Hermann verstarb 1917 im Festungslazarett in Straßburg. So übernahm 1918 der drittälteste Sohn Albert, der einen kaufmännischen Abschluss gemacht hatte, Außendienst und Kundenwerbung.
Nach dem Krieg erlebte die „Dampfbrauerei Gebr. Schmidt“, wie die Familienbrauerei nach dem Tod des Gründers hieß, einen enormen Aufschwung. (Die konkurrierende Brauerei Wilh. Hoffmann – sie bestand seit 1875 – hatte 1920 ihren Betrieb aufgegeben). Dieser Aufschwung zeigt sich auch an den baulichen Aktivitäten während der 1920er-Jahre, in denen die Brauerei ihren bekannten Namen „Bürger-Bräu Brackenheim“ erhielt. 1925 wurde ein Auto- und Lagerschuppen, im Jahr darauf ein 35 Meter hoher Dampfkamin errichtet. 1928 erweiterten die Brauerei-Ingenieure Haegele & Mayer aus Ulm das von ihnen 1906 errichtete Kellereigebäude. In jenem Jahr wurde nach einem Brand auch das neue Lagerhaus zur Lagerung von Gerste erbaut.
Der Neubau der BBB-Gaststätte wurde am 10. September 1927 mit einem großen Schlachtfest eingeweiht – in der lokalen Presse war man voll des Lobes: „Das Gebäude ist zu einer Zierde für die Stadt, zu einem Schmuckstück des Bahnhofviertels geworden, das mit den anderen schönen Gebäuden, die dort stehen, den ankommenden Besuchern einen guten Eindruck von Brackenheim gewinnen läßt": Dem Heilbronner Architekten Fritz Schneider wurde „großes Können und geläuterter Geschmack“ bescheinigt. Weiter wurde ausgeführt: „Der Neubau zeugt von dem kühnen Unternehmungsgeist der Herren Gebrüder Schmidt, deren Bierbrauerei weit über die Grenzen des württembergischen Unterlandes hinaus bekannt und deren Erzeugnis allgemein beliebt ist und schon Tausende von Gästen hierher geführt hat. Möge es der aufstrebenden Firma vergönnt sein, im imposanten Haus den alten Ruhm zu mehren". Die BBB-Gaststätte wurde von nun an verpachtet, die Firma konzentrierte sich jetzt gänzlich auf die Bierproduktion. Der Einzugsbereich der Brauerei war schon längst nicht mehr nur das Oberamt Brackenheim und Umgebung. Eine Niederlassung in Ludwigsburg ermöglichte es, auch den Stuttgarter Raum mit BBB-Bier zu beliefern. In den 1930er-Jahren wurde die Brauereianlage um einen Flaschenlagerraum und einen Fassreinigungsanbau ergänzt sowie die Wirtschaftsküche erweitert. Die Gaststätte bot damals Platz für 45 Wirtschafts- sowie weiteren 42 Saalgäste und verfügte über drei Fremdenzimmer.
In der Nachkriegszeit konnte die Brauerei an ihre früheren Erfolge anknüpfen und bis 1955 umfangreiche Erneuerungsarbeiten innerhalb der Brauereianlage abschließen. Die Gaststätte erfuhr damals auch eine Neugestaltung im Inneren durch den Schwaigerner Architekten Heinrich Schaffner. Nach dem Tod der beiden Brüder Carl († 1960) und Albert († 1959) übernahmen Brau-Ingenieur Alfred Cramer die technische und Hermann Hoffmann die kaufmännische Geschäftsführung. 1969 zählte das Unternehmen 35 Beschäftigte. Interne Unstimmigkeiten führten jedoch zu einem Rückgang des Geschäfts und den Verkauf der Familienbrauerei Mitte der 1970-Jahre an die Löwenbrauerei Neu-Ulm. Später wurde sie von der Brauerei CLUSS in Heilbronn übernommen. Anlässlich dieser Übergabe war in der Heilbronner Stimme zu lesen: „Vor längerer Zeit hat das BBB die Eigenproduktion von Bier aufgegeben, das "BBB" kam aus der Löwenbrauerei in Neu-Ulm. Ziemlich nachdenklich sind die Bürger, wenn sie an das Dahin-Siechen "ihrer Brauerei" denken. Das "BBB" war nämlich eine "Institution" in der ehemaligen Oberamtsstadt. (…) So bleibt nur noch die Erinnerung an das "BBB" und einige wenige Gasthausschilder, die noch das Wahrzeichen der Brackenheimer Braukunst führen. Die Zukunft wird zeigen, was aus dem Areal wird, das einst die Brauerei beherbergte". Aufgekauft hat es die Stadt Brackenheim, die schließlich auch die Brauereigaststätte erwarb, in der man Aus- und Umsiedler einquartierte. Die ehemaligen Brauereigebäude nutzte der städtische Bauhof unter anderem als Lagerraum. 1990 wurde mit dem Abbruch der Anlage begonnen; zuerst fielen die Kegelbahn und der Kamin, und schließlich im Januar 1995 – nach einem Brand – die ehemalige Gaststätte. Auf dem Gelände steht heute ein Wohn- und Geschäftszentrum aus dem Jahr 2003/04.
Erhalten hat sich das Gebäude Theodor-Heuss-Str. 13, in dessen Erdgeschoss sich Büro und Labor der Brauerei befanden. Im Heimatmuseum Brackenheim ist noch ein Bleiglasfenster des Gasthauses mit dem BBB-Logo ausgestellt sowie Krüge, Gläser, Geschirr und Besteck. Die Trinkgefäße sind zu beliebten Sammlerstücken geworden, sogar im Ausland. So war ein Brackenheimer nicht wenig erstaunt, in Irland in einem Pub in der Stadt Grange einen BBB-Bierkrug aus Brackenheim vorzufinden.