E i n w o h n e r wollen, müssen magistratlich, behördlich betreut werden, - B ü r g e r wollen sich selbst betreuen. Es ist eine knappe Wendung in der Gefühlslage, aber sie ist entscheidend. Oder so: der Einwohner einer Stadt ist eine z ä h l b a r e statistische F e s t s t e l l u n g, - der Bürger eine w e r t h a l t i g e K r a f t. In dem Verhalten, auch in dem Verhältnis zwischen beiden Kategorien bleibt über Verkehrsprobleme, Straßenfluchtpläne, Gemeindeabgaben, Fürsorgewesen, Kommunalkredit und so fort, und so fort das Schicksal auch der “Stadt der Zukunft“ eingeschlossen, - - i n n i c h t s a n d e r e m!
Theodor Heuss: Die Stadt der Zukunft. Rede zum fünfzigjährigen Bestehen des Deutschen Städtetages, Frankfurt 11.6.1955
In: Baukunst und Werkform. Eine Monatsschrift für alle Gebiete der Gestaltung; Jahrgang VIII 1955, Heft 8, S.465
Von 1918 bis 1921 hauptamtlich in der Geschäftsstelle des Deutschen Werkbunds tätig, gründete das Interesse von Theodor Heuss für Fragen der Architektur und des Städtebaus in diese Zeit. In diesen Jahren liegt auch der Beginn seiner Freundschaft mit dem Architekten, Werkbund-Mitgründer (1907) und 1. Vorsitzender (1919-1921) Hans Poelzig. Über den Bauhaus-Architekten schrieb Theodor Heuss eine Biographie, die 1939 erschien und deren Wiederauflage 1941 nicht mehr möglich war.